Newtopia vor dem Sommer der Entscheidung

Vom Wetter her gab es Ende Mai bzw. Anfang Juni schon Sonne pur und die Gefahr, ohne Öl Sonnenbrand auf der Haut zu bekommen. So gesehen nicht verwunderlich, dass viele Pioniere schon im See baden waren und die Stimmung nicht nur durch die höheren Temperaturen besser wurde. Nach dem großen Knall durch die Absprachen und einem großen Aderlass an Bewohnern plätscherte das Format so vor sich hin, bis irgendjemand in der Redaktion wohl wieder die tolle Idee hatte, Candy wieder zurück ins Quoten technisch sinkende Schiff zu holen.

Doch der vermeintliche Schachzug entwickelte sich zum Eigentor, als die Sache mit den bewusstseinserweiternden Substanzen herauskam und aus diesem Grunde der zweite Rauswurf von Candy die Folge war. Das hätte man sich also durchaus sparen können und so den freiwilligen Auszug von André oder Diellza verhindert. Nun ist das Kind aber in den Brunnen gefallen und auch Peyman ist nicht mehr dabei – ob das vielleicht doch im Nachhinein in der Rückbetrachtung sein Gutes hatte, wird man ohne entsprechendes Hintergrundwissen nicht sagen können. In jedem Falle ist die neue gemischte Gruppe dennoch unterhaltsam und es gibt immer wieder um 19:00 Uhr einen guten Mix an erzählbarem auf Sat1.

was die zarte Freude etwas trübt, ist die quasi permanente unter Besetzung von Newtopia bei oft nur 10-12 Mitgliedern und zeitweise fehlenden Personen durch Aufenthalte im Krankenhaus oder freiwilligen Abgängen, wie zum Beispiel dem etwas schwer zu durchschauenden Yasin. Solche Leute erregen zwar kurzzeitig immer mal wieder Aufmerksamkeit, können aber durch ihre Passivität innerhalb der Gruppe und des Einzelgängertums keine neuen Akzente setzen und wären im Normalfall auch Kandidaten für die Streichliste. Doch durch die dünne Personaldecke ist es im Grunde so, dass der Zuschauer sein Votum verloren hat und kaum mehr Einfluss auf die Besetzung in der Scheune nehmen kann, vielmehr muss das akzeptiert werden, was da jetzt immer wieder rein kommt.

Überhaupt scheint es immer schwieriger zu werden, auch nur für kurze Zeit neue Pioniere zu finden. Denn wie berichtet, ist Kate auch schon durch verschiedene Casting-Formate bekannt und auch die neue Melanie hat eine gewisse Vorgeschichte, die nicht gerade das Vertrauen stärkt, hier an einem Projekt für eine neue Welt mitzuwirken. Das Ganze ist sowieso schon längst aus den Augen und aus dem Sinn, dass man hier eine verschworene Gemeinschaft hat und bei einer Rauswahl sofort eine neue Person in die Scheune zieht. Vielmehr ist es ein Kommen und Gehen, hinzu kommen viele Gäste und auch mal Tages-Besucher in Form von Familie oder Freunden der dort lebenden Bewohner.

Man sollte jetzt im Sommer also richtungsweisende Entscheidungen treffen, die auch die Veteranen wie Steffen („Vaddi“), Sebastian („Basiti“) oder Derk betreffen. Diese drei sollten eigentlich als authentisch gelten bzw. haben schon viel für die Gemeinschaft und Newtopia getan. Bei den anderen bleibt irgendwie nicht so viel hängen, außer dass es mal zu dem einen oder anderen Wortwechsel gekommen ist oder es einen Streit gegeben hat. Positiv hervorheben sollte man aber noch Kate, die ihre Rolle in dieser Form eigentlich ganz gut spielt und mit der Zeit einen Wichtigkeit und Sympathie gewonnen hat. Irgendwann ist das eben auch egal, ob ein Kandidat durch eine Casting-Agentur hinzugekommen ist oder durch eine direkte Bewerbung. Wichtig ist dann nur, die Authentizität und wie sich die Person generell verhält.

Nils wirkte zu Anfang etwas wie ein Mitläufer, aber die graue Maus hat sich schnell entwickelt zu einem, der gerne Entscheidungen trifft, Dialoge fördert und die Handlungen meist zu seinen Gunsten manipuliert oder entsprechend Einfluss gewinnen konnte. Erst also auch ein guter Kandidat, der von den Ideen her und den Vorstellungen eher dem entspricht, was man sich von allen Kandidaten ursprünglich erwartet hatte. Doch übrig geblieben davon ist nicht viel, es ist jetzt eigentlich ein Big Brother in der Scheune und viel scheint SAT1 auch nicht mehr ein zu fallen zu dem Thema. Anders ist es nicht zu erklären, dass nicht weiter für mehr Bewegung und Motivation bei den Newtopia gesorgt wird oder warum es nach der zweiten Candy-Affäre kaum noch neue Kandidaten gibt. Der Reiz lag einmal darin, auch als Zuschauer mit zu bekommen, wie andere Zuschauer denken oder wer einfach sowieso nicht genügend Sympathie für einen weiteren Aufenthalt in dem Sendeformat hat.

So nimmt man natürlich auch entsprechend Druck aus vielen Situationen, was die Aufgabenverteilung und das Verhalten der Kandidaten betrifft. Keiner muss Angst haben, ausgewählt zu werden und so lebt jeder vor sich hin – der eine tut etwas mehr, der andere tut etwas weniger und der eine, der etwas mehr tut möchte raus und andere genießen das schöne Leben drinnen, ohne Gefahr laufen zu müssen, das Projekt verlassen zu müssen. So gesehen könnte man das ganze auch schon als gescheitert ansehen, der Sender hat auch schon die Wiederholungen samstags aus dem Programm genommen und lässt den Rest wohl einfach laufen und sich entwickeln.

Doch noch immer haben die Pioniere drinnen irgendetwas nachhaltiges erreicht oder geschaffen, außer ein dickes Minus auf dem Konto und so wäre das ein Streitpunkt, aber es werden ja auch immer wieder Events veranstaltet, die angeblich oder auch in der Realität, Geld in die Kassen spülen. Aber auch hier wirkt es so, dass die vermeintlichen Besucher einem Reisebus entsprungen sind, deren Inhalt gebrieft worden ist und alle nur so tun, als wären sie Interessierte Besucher. Sonst wäre hier auch eine ganz andere Dynamik im Handeln oder in den Dialogen erkennbar. Vielleicht ist ein Casting für potentielle neue Bewohner gar keine so schlechte Idee und wenn das dann innerhalb der Sendung von statten geht, dann haben wir auch irgendwo alle etwas davon. Es darf also auch im Sommer weiter plätschern und das ist ja vielleicht bei den Temperaturen auch ganz gut so.

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