Applaus und Raus ist anders gut

Das liest sich jetzt vielleicht etwas komisch in der Überschrift, aber genau so ist es gemeint: Der Show-Auftakt am Montag von „Applaus und Raus“ mit dem mir bis dato unbekannten Oliver Polak war im Kern eigentlich nicht gut. Das Konzept, sich an einen Tisch zu setzen und mit Gästen vor laufenden Kameras ein Gespräch zu führen, ist ja nicht unbekannt und so setzt „Applaus und Raus“ genau da an. Nämlich das Gespräch wird mit den für Oliver Polak überraschenden Gästen relativ abrupt beendet und schon kommt der nächste Gast herein.

Das vermindert einerseits die Chance auf tiefere Gespräche, auf der anderen Seite passt sich der Talk einer gewissen „Hire and Fire“-Mentalität an – im Internet wird weggeklickt oder weiter gescrollt, hier bei „Applaus und Raus“ drückt Gastgeber Oliver Polak auf einen Buzzer und so musste gleich zu Beginn Namensvetter Oliver Pocher dran glauben, nachdem er ein paar News zu seinen letzten Affären und seinem nicht vorhandenen wiederkehrenden Tagesablauf zum Besten gegen hatte.

Ein paar Schmunzler gab es immerhin, auch wenn Witze über Schwarze oder Juden nicht immer gut ankommen – die Tatsache, dass Polak selbst jüdischen Glaubens ist und sein Rausschmeißer schwarz ist, macht es meiner Meinung nach nicht besser – es wird einem abendlichen Talk zum Zwecke der Unterhaltung im doppelten Sinne nicht gerecht und nimmt ihm die notwendige Leichtigkeit. Wenn man sich und die Show auf das Konzept reduzieren würde, Gäste einzuladen, von denen man vorher nicht weiß, wie interessant sie sind, wäre schon viel gewonnen.

Leider fand Polak nun wohl beim Rapper Frauenarzt, der mit seinen „Atzen“ einen relativ hohen Bekanntheitsgrad hat, scheinbar keinen Anker, mit dem er durch seine Fragen andocken konnte und verabschiedete ihn kurzerhand praktisch gleich nach der Begrüßung wieder. In so einer Oberflächlichkeit fällt es dann auch schwer, sich über so etwas nun zu ärgern und daher wird es wohl auf diesem überschaubaren Niveau bleiben mit wahlweise interessanten Gästen, die man wegbuzzert und für die Prise Empörung oder Quote auch mal Prominenten oder skurillen Menschen, mit denen Oliver Polak im Verhältnis lange plaudert. Smalltalk eben, nicht mehr.

Nerviger erwies sich da fast schon das sogenannte Publkum, das in einem viel zu kleinen Raum innerhalb eines für Pro7-Verhältnisse viel zu engem Rahmen fleißig zu applaudieren hatte und Jubler stoßweise zwischen dem Beifall ausstieß. Mittlerweile auch irgendwie austauschbar, ob die nun bei Joko und Klaas trampeln und johlend halblustige Sachen beklatschten oder jetzt eben im Halbdunkel des „Applaus und Raus“-Studios, scheint niemanden mehr zu interessieren. So schließt sich wohl auch der Kreis zur Show und man wird sehen, ob sie in der Belanglosigkeit verschwindet oder für die eine oder andere Pointe sorgen wird.

31. Oktober 2016 – ich habe es mir nochmal angetan und auch die zweite Folge von „Applaus und raus“ gesehen, allerdings mit meiner „Notfall-Taste“ zum Vorspulen, so dass ich zum Beispiel gleich den Anfang mit den Fremdschäm-Witzen am liebsten überbrückt hätte. Zum Glück war es aber doch nach drei halbgaren Witzchen, über die das Publikum ekstatisch schrie und jubelte, überstanden. Diese Fake-Show mit dem Brüllen und so sollte schnell beendet werden, ansonsten war der Anfang mit den Flüchtlingen okay und in der Folge kam unter anderem Jay Khan, berichtete über seine Tätigkeit im Berliner Wintergarten. Ronja von Rönne war mir bisher unbekannt, hatte irgendwie keine Message und tauschte Kindheitserinnerungen mit Oliver Polak aus. Falls jemand geplant hatte, das im Februar erscheinende Buch von ihr oder auch Gerd Postel zu kaufen – kann man wohl lassen.

So wie ich auch die nächsten Shows lassen werde, dann kann er vor den übrig gebliebenen TV-Zuschauern oder dem angekarrten Publikum seinen Blödsinn über abfallende Schwänze im Herbst und seine angeblichen Probleme mit seinem zu kleinen Penis. Alles in allem hat er halt auch seine Goodies, die auf seiner Wellenlänge sind und auf der anderen Seite lässt er sich aber auf Gäste, die nicht in sein Weltbild passen, zu wenig ein. Ein positives Highlight war noch Sarah Waterfeld, die über ihr Buch „Sex mit Gysi“ berichtete, nachdem sie zwei Jahre lang im Bundestag gearbeitet hat. Das war interessant, was aber an Frau Waterfeld lag. Mit dieser schönen Erinnerung werde ich das Kapitel „Applaus und Raus“ schließen, das sogenannte Niveau erreicht nicht komplett die von mir notwendige Hürde.