Die Quotenmessung erfolgt über eine Art Decoder, die auserwählte Personen repräsentativ zwischen Kabel-Anschluss und TV geschaltet haben und der die Anzahl der Zuschauer nach Eingabe erfasst und somit auch die Sehgewohnheiten.Im folgenden Artikel soll aber auch gerade auf die Risiken eingegangen werden, die dieses System birgt und welche Dinge hierbei unter die Räder kommen könnten, weil sie schlichtweg gar nicht erfasst werden.
Die Summe der circa 5.000 Haushalte wird genommen, um bei der Gesellschaft für Konsumforschung GfK die Einschaltquote zu ermitteln. Dass dies nicht mehr zeitgemäß ist, stört aber offenbar so wenig, dass schon viele Jahre so gehandelt wird und auch die nächsten Jahre kaum Besserung versprechen. Sky- oder SAT-Kunden fielen auch ganz raus bis vor kurzem, mittlerweile werden aber auch die Zuschauer zum Beispiel der Sky Bundesliga Konferenz vom Unternehmen Sky selbst gemessen. In regelmäßigen Abständen werden die Personen gewechselt und dabei werden Zuschauer, die meinen, wegen ihres großen Fernsehkonsums auf jeden Fall hierfür geeignet zu sein, konsequent nicht ausgewählt. Gesucht wird ein gewisser Durchschnitt an Leuten in Deutschland.
Nicht beachtet wurden Kunden mit SAT, Sky oder Online-Zuschauer
Dabei schlug die Kritik gar nicht so sehr Richtung der geringen Anzahl mit so einem Messgerät, sondern dass Kunden mit Sky- oder Satelliten-Empfang solche Geräte nicht zwischenschalten können und daher keine Relevanz darstellen. Inzwischen existieren aber auch hier und da Quoten von den Sky-Zuschauern und man überlegt langfristig, auch online zur Verfügung stehende Daten aus Twitter-Hashtags oder „Likes“ auf Facebook hinzuzuziehen. Außerdem werden alle Zuschauer, die zum Beispiel Oliver Welkes “heute Show” anschauen, nachdem es auf der Online-Plattform des ZDF hochgeladen wurde, schlichtweg nicht beachtet und daher ist es geplant, die Mediatheken mit ihren Klicks und Views ebenfalls auszuwerten, damit die Quote nicht so verfälscht wird.
Wobei natürlich für die TV-Sender am nächsten Morgen bei Vorlage der Einschaltquoten in erster Linie die tatsächlich am Fernseher gemessenen Zuschauer am interessantesten sind. Es wird ja auch gar nicht erfasst, wenn beispielsweise eine Sendung aufgezeichnet wird mit einem digitalen Recorder und man dies zu einem anderen Zeitpunkt schaut. Das ist deshalb für die Privatsender wichtig, weil sich daran die Werbepreise pro Sendeminute errechnen – denn je höher die Reichweite, umso mehr können RTL, SAT.1 & Co die Werbung füs DSDS, Dschungelcamp oder alles andere dargebotene verlangen.
Zahlen werden als Messlatte für Erfolg oder Misserfolg angeführt
Manchmal mutet es auch fast naiv an zu glauben, dass xy Millionen die eine oder andere Sendung gesehen haben sollen. Die Zahlen sind definitiv absolut ungenau, werden aber trotzdem von Zeitungen und Magazinen als Messlatte für Erfolg oder Misserfolg angeführt. In extremen Fällen entscheiden über diese „lächerliche“ Methodik über Menschen mit ihrem Beruf. Da wird dann schon mal jemand “abgesägt”, obwohl die Person vielleicht einen guten Job macht. Daran sieht man auch, dass manche Verantwortliche in den Medien sich ein wenig von ihren Kunden entfernt haben. Es zeugt von wenig Selbstvertrauen, wenn gerade ARD oder ZDF nach der Einschaltquote gehen und danach ihr Programm ausrichten.
Auch ist es zu kritisieren, wenn gerade SAT.1 oder Prosieben eine Serie schon mit mehreren Staffeln planen und nur bei ausbleibenden Quoten der Schwanz eingezogen wird, alles neu überdacht wird und in der Konsequenz die Serie abgesetzt wird. Vielleicht sollte man sich mit einem schlüssigen Konzept alles vorher überlegen und mit Qualität dafür sorgen, dass das Interesse der Zuschauer angereizt wird und selbst bei nicht so hohen Quoten bleibt man standhaft und steht zu dem Konzept.
Was passiert, wenn wegen eines technischen Defekts keine Quoten gemessen werden können?
Dazu gab es in der Schweiz einen interessanten Vorfall, Zitat aus der Neuen Zürcher Zeitung: Messung der Einschaltquoten – Ein wüster TV-Streit mit Folgen „(…….) hatten die Forscher – in Abstimmung mit der Fernsehbranche – ursprünglich beschlossen, auch jene «moderneren» Haushalte zu erfassen, welche Fernsehsendungen nur über Computergeräte schauen. Jedoch: Der Fernsehkonsum über Tablets und Smartphones ist aus technischen Gründen nicht erfassbar. Nach Ansicht der Kritiker blieb damit ein wesentlicher Teil der neuen Medienrealität ausgeschlossen. So verzichtete man in der Einigung auf eine Berücksichtigung der Haushalte ohne klassische Fernsehgeräte.
Hat hier Mediapulse die Lage falsch eingeschätzt? «Wir haben ein Gutachten über die Entwicklung des Medienkonsums erstellen lassen», sagt Dähler. «Dannzumal war indessen nicht absehbar, dass sich die Tablets so schnell durchsetzen würden.» Dähler schätzt, dass es in ein bis zwei Jahren möglich sein werde, auch Tablets und Smartphones einzubeziehen.(….)“ – in der Schweiz ist es ähnlich wie in Deutschland, dass die kleinen Sender aufgrund der geringen Teilnehmerzahl kaum eine Chance haben, erfasst zu werden und daher nehmen sie irgendwann nicht mehr an dem Kosten verursachenden Verfahren teil und sie haben keine Argumente zur Reichweite gegenüber ihren Werbekunden.Siehe dazu auch einen sehr interessanten Artikel zum Thema mit der Überschrift: Eine Währung veraltet – warum nur ein gesunder Mix aus realen Einschaltquoten, Trends in den sozialen Medien und hochgerechneten Zahlen einen wirklich Mehrwert darstellt, liegt daher auf der Hand!
Das führt zu einer Stärkung der Großen und Schwächung der Kleinen, darum muss dem Einhalt geboten werden! Spannend in der Schweiz wie in Deutschland ist die Entwicklung also auch bei dem Unternehmen Net-Metrix, was sich auf Messung der Klickraten spezialisiert hat. Darauf hat nun aber laut einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung auch die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) reagiert und hatte im Jahr 2016 erklärt, dass man künftig die Informationen zur Nutzung von Online-Videos am PC und Laptop in die Einschaltquote einbeziehen möchte. Gemessen werden diese Zahlen, die ja quasi auf der Hand liegen, schon länger und sollen nun auch besser genutzt werden.
-> Abschließend bleibt zu sagen, dass das Thema Einschaltquoten und deren Entstehung auch mit der Verlagerung ins Internet aktuell bleibt. Nicht nur die Sender müssen sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen, sondern auch die entsprechenden Stellen und Medien, die sich eben mit genau diesen Einschaltquoten beschäftigen und im Zweifel ihre Lehren daraus ziehen. Daher sollte auch sehr genau darauf geschaut werden, dass Sendungen nicht abgesetzt werden, weil mutmaßlich eine bestimmte Einschaltquote nicht erreicht wurde – die Anzahl der real vor dem Fernseher existierenden Menschen könnte weitaus höher sein, als man mutmaßlich denkt. Letztendlich kann die Einschaltquote nur ein Werkzeug sein, mit dem man richtig umzugehen hat ohne derer hörig zu sein. Wer das verstanden hat, schaut auch nicht bangen Blickes morgens auf die TV-Quoten, sondern freut sich einfach über das selbst produzierte gute Programm.