Schickt doch den DSDS Sieger zum ESC!

Wer sich auch dieses Mal das alljährliche Drama rund um den ESC angeschaut hat, der kommt auch aktuell nicht mehr aus dem Staunen heraus. Wenn das also das Produkt ist, welches bei herauskommt unter Zuhilfenahme der Gebühren von vielen Haushalten, dann kann man wirklich getrost darauf verzichten. Dann sollte man das Geld lieber sinnvoll anlegen, zum Beispiel in Nachwuchsprojekte in Form einer Akademie. Ähnliche Entwicklungen gibt es ja auch im Fußball, wo in die Jugend investiert wird und man nachhaltig davon profitieren wird.

Der Song von Levina jedenfalls war wieder das übliche und man denkt beim NDR vermutlich, Hauptsache die Optik stimmt und den Rest wird die Frau schon erledigen. Dies deutete sich schon bei der kleinen Show an, die die hochtrabende Funktion hatte, den entsprechenden und würdigen Vertreter für die Bundesrepublik Deutschland beim ESC zu entsenden. Wir erleben aber ein weiteres Mal, dass scheinbar nicht die Qualität über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, sondern ein etwas wirr anmutendes Geflecht aus Zuschauer-Votings und Jurys aus verschiedenen Ländern. Dadurch, dass Deutschland als größter Geldgeber des Wettbewerbs gesetzt ist, lässt scheinbar niemanden zu Höchstleistungen auflaufen bei Fragen der Künstler.

Auch diese Konstellation aus Jury und Zuschauerstimmen konnte jedoch nicht verhindern, das eine gewisse Schieflage zwischen Deutschland und dem Rest der europäischen Welt entstand. Es wirkt auch irgendwie unglaublich, dass die Geschmäcker derart gleichgeschaltet sein sollen. In Italien sind doch vielleicht ganz andere Geschmäcker als in Finnland, Dänemark oder der Schweiz. Dennoch finden sich praktisch nie in den letzten Jahren genügend Stimmen, um wenigstens aus ein paar Ländern auch ein paar Punkte einzusammeln?

Eventuell würde dem Norddeutschen Rundfunk unter dem Dach der ARD mal eine Pause ganz gut tun, denn scheinbar ist hier keine Entwicklung mehr beim NDR absehbar. Man reagiert immer irgendwie geschockt und will analysieren – aber ändern tut sich doch nix und man bleibt seinem Prinzip treu, über ein einfaches Prinzip Menschen zu finden, die man zum ESC schicken kann. Dabei könnte man sich doch problemlos einer schon vorhandenen Castingshow bedienen und eine Kooperation anstreben. Zudem benötigt „Deutschland sucht den Superstar“ dringend einen nötigen Schub und der wäre bei dem Gedanken, dass der Sieger von DSDS beim ESC für Deutschland antreten könnte, riesengroß. Man würde denn etwas mehr auf Qualität achten müssen und könnte sich auch dann erfolgreich von dem ganzen Quatsch trennen.

Aber der große Vorteil wäre, wenn RTL den ganzen Vorlauf für den European Song Contest übernehmen würde, dass eine gewisse Sympathie für den Star entstehen könnte wegen des monatelangen durchschreiten der einzelnen Stufen. Vom ersten Casting in den RTL-Studios, wo sicherlich dann weniger angehende Künstler nur wegen der paar Sekunden Ruhm antreten würden, über die Stationen in einem fernen Land über die Motto-Shows am Ende könnte der Weg von den Zuschauern mitverfolgt werden und so steigt auch die Akzeptanz und die so wichtige Fanbase.

European Song Contest Feier in Hamburg
Die Vorfreude ist jedes Jahr genauso groß wie die gefühlte Gewissheit, dass es wieder regnen würde.

Die Jury könnte dann zum Beispiel mit Barbara Schöneberger bereichert werden, die dann nicht mehr im Regen stehen muss auf der Hamburger Reeperbahn, sondern am ganzen Körper strahlen könnte und ihr fachliches Urteil zum Glamourfaktor der Kandidaten vortragen könnte. Dieter Bohlen wäre sowieso gesetzt und ein weiteres Jurymitglied könnte noch aus der ARD kommen, um noch mehr die fachliche Ebene zu stärken. Dafür müsste man die vorhandene Jury um einen YouTube-Star kürzen, was aber aufgrund der letzten Staffel auch verschmerzbar wäre.

Aber man wundert sich schon über die Untätigkeit und Übersättigung des Senders, der letztendlich sowohl für die Qualität als auch für die notwendigen Ausgaben zuständig ist. Das große Finale mit dem ESC könnte man dann auch würdig in einer großen Arena feiern mit einem Dach über dem Kopf und nicht wie die letzten Jahre im Regen unter dem Hamburger Himmel auf der Reeperbahn. Es müssten eben nur mal einige Leute im Sinne des Erfolges über ihren Schatten springen und der DSDS-Wettbewerb müsste insgesamt etwas früher wegen der Vorlaufzeit beginnen. So oder so sollten sich also einige Dinge in diesem doch für einige wichtigen Wettbewerb ändern, um auch Deutschland entsprechend zu vertreten.