Schon oft habe ich mich am Ende einer Talkshow gefragt, was denn nun die Quintessenz aus dem war, was einem dort wieder vorgebetet worden ist. Die Antwort ist leider, dass es nicht viel ist. Denn die eiongeladenen Protagonsisten sind ja schon allen hinläglich bekannt, der besondere Überraschungsmoment fehlt mittlerweile völlig und jeder rasselt noch einmal seine Argumente herunter.
Egal ob es am Montag der Plaßberg ist oder Mittwochs ebenfalls in der ARD die Maischberger, es ist oft das gleiche Schema zu beobachten und vor allem auch immer die gleichen Politiker-Gesichter. Fast schon verwunderlich, dass da kein Redakteur mal sagt „Hallo hallo hallo, die Sahra Wagenknecht haben jetzt schon alle gesehen“ oder „nee, nicht schon wieder den Armin Laschet von der CDU“, es muss doch mal etwas mehr Farbe in die Talkshow-Landschaft und auch das ZDF hat ja bei „Maybrit Illner“ keine wirklichen Alternativen.
So hat man fast den Eindruck, dass es so eine Art Fernseh-Parlament gibt: Man kennt sich, man schätzt sich und man streitet sich eben in regelmäßigen Abständen rund um immer die gleichen Themen. Die Gefahr einer gewissen Abstumpfung ist schon gegeben, wenn dann ein Herr Altmaier auch noch am Sonntagabend bei Anne Will sitzt und man alles schon kennt. Das TV-Parlament besteht also aus Wolfgang Bosbach, Frauke Petry, Ralf Stegner, Katja Kipping, Jens Spahn und/oder Söder, Özdemir, Thomas Oppermann sowie Wolfgang Kubicki usw usf.
Wohltuend empfinde ich es dann immer, mit wie wenig „Prominenz“ sowohl bei Talkmaster als auch bei denm Gästen die Phoenix Runde auskommt und es trotzdem (oder gerade deshalb?) schafft, die Themen mit einer Mischung aus Gelassenheit und Sachlichkeit abzuarbeiten. Dort scheint es auch mal möglich, dass ein Gedanke mit mehr als drei Minuten Redezeit Gehör findet und positiv fällt auf, dass man sich ausreden lässt. Eine Tugend, die es in den Hauptprogrammen und o.g. Talkshows nicht mehr gibt. Dort wird der Fragenkatalog abgearbeitet, bis man zu einem zusätzlichen Filmbeitrag kommt, nach dem es damit weitergeht.
Meine Fernsehgewohnheiten haben sich eh dahingehend geändert, dass ich vieles von den Polit-Talks nur noch in den Mediatheken schaue und mir vorher ein Urteil hole. Mir ist die Zeit sonst zu kostbar. Die Phoenix Runde kann man auch auf YouTube schauen und anderes in der Mediathek. Ich muss auch nicht mehr dieses Gekreische hören oder vorgefertigte Meinungen, die dann nur noch bestätigt werden wollen. Ich will einen Streit um die besseren Lösungen und nicht, wer sich am besten in Szene setzen kann. Und das am liebsten auch mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 mit frischen Gesichtern, die sich auszudrücken in der Lage sind und nicht einfach vorgestantes Politiker-Sprech in die Mikros stammeln.