Also von mir aus muss nicht wirklich eine Talkshow ihre Sommerpause unterbrechen und hektisch wie jetzt nach der Wahnsinnstat im OEZ München sofort wieder Experten, Betroffene und Politiker zu Wort kommen lassen. Im Falle der ARD -dem selbsternannten „Ersten“- hätte es mir schon gereicht, wenn man am Freitag direkt die Sportübertragung des Frauen-Freundschaftsspiels Deutschland gegen Ghana beim Stand von 9:0 unterbrochen hätte und seine Arbeit getan hätte. Man spürte aber deutlich, dass die Systeme auf Wochenende runtergefahren waren und erst nach und nach in den Krisenmodus geschaltet werden konnte. Jetzt noch auf den abgefahrenen Zug aufzuspringen in Form eines „Hart aber fair extra“ halte ich schlichtweg für übertrieben, weil es nach den bisherigen Erkenntnissen keine politisch motivierte Tat war und man daher jede Woche mit anderer Gewichtung einen Extra-Talk machen könnte. Macht man aber nicht, man hat sich für den Sommer-Modus entschieden und hätte meiner Ansicht nach auch dabei bleiben sollen.
Das richtige Maß der Berichterstattung
Die Tat an sich ist schlimm und die Medien sollten in erster Linie diese nutzen, um über das richtige Maß der Berichterstattung nachzudenken. Zwei Stunden heiße Luft senden, nur um „live“ zu sein erscheint mir genauso falsch wie ob des Faktors Ungewissheit in der frühen Phase das fast komplett auszublenden. Jetzt aber sollte man das tun, was auch von der Bevölkerung immer gefordert wird: Nämlich das normale Leben so weiterführen, wie es bei Anschlägen sehr gerne und mantraartig immer wiederholt wird. Das ist zwar so, als würde man bei einem Spaziergang den Regen so lange ignorieren, bis man pudelnass ist – nur, um den Regenschirm nicht aufspannen zu müssen („Ich habe den Schirm nicht gebraucht!“), aber so wird einem dass ja stets empfohlen.
Der gesunde Mittelweg ist wohl die Lösung
Dabei sollte wir hier genauso etwas mehr die Antennen ausfahren wie in anderen Situationen die Herdplatte nicht aufs Maximum zu stellen. Ein gesunder Mittelweg ist wie so oft die Lösung, nicht zuletzt deswegen wurde auch der Münchner Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins so in den Himmel gehoben wegen seiner analytischen Art und Renate Künast in die Hölle geschickt wegen ihrem vorschnellen Tweet auf Twitter. So also sollten wir uns bewegen, um nicht zu viel Raum den Spekulanten eigener „News“ und anderen Wichtigtuern zu überlassen. Nicht die Nachrichten werden immer schlimmer, sondern das Tempo, welches uns mit immer neuen Updates und Nachrichten jagen soil. Und dagegen kann jeder Ruhe, Besonnenheit und gesunden Menschenverstand dagegensetzen. Wenn man will.
Quelle: Nach Amoklauf: Plasberg darf am Sonntag ran – DWDL.de