ZDF–Mit dem Zweiten lügt man besser

Hatte man noch irgendwo eine Art Rest an Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Sender und hat man schon die Privaten nur in “Notfällen” an, so gibt einem diese Woche in der ersten Juli-Hälfte 2014 doch einen Grund mehr, den Medien generell, aber dem ZDF im Speziellen nicht mehr über den Weg zu trauen. frei nach dem Motto: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Wäre das ZDF wie Pro7 und hätte sich fast vollständig in die mediale Bedeutungslosigkeit katapultiert, außer Raab gelingt wieder irgendein genialer Coup, aber nein – es ist das ZDF. Da hängen Millionen von Gebührenzahlern dran und entsprechende Einnahmen. Da zeigt man sich seriös und will immer auch so in den Sendungen wahrgenommen werden. Wie aber soll das Vertrauen wieder hergestellt werden? Bei mir bleibt da eher Leere und die Bereitschaft, etwas in den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten ernst zunehmen außer Oliver Welke mit seiner “heute show”, tendiert gegen Null. Vielleicht macht es auch Spaß, alles ins Lustige zu ziehen gedanklich beim Anschauen der “Nachrichten” um 17 Uhr oder später. Vielleicht wird hier auch nicht immer die volle Wahrheit gesagt? Was wäre dies überhaupt? Wahrscheinlich wird auch viel von der Perspektive her verschoben und somit zwar nicht gelogen in der ursprünglichen Form – aber eben auch nicht so ganz die Wahrheit gesagt. Wenn man Informationen weglässt, kann das auch eine Manipulation sein. Naja im Grunde ist das jetzt auch egal, was gesendet wird für mich. Mehr dazu in Stefan Niggemeiers Blog

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“Mit dem Zweiten sieht man besser” – dieser ZDF-Spruch kann nun umgewandelt werden

Hintergrund: Das ZDF hatte am Freitag, den 11. Juli 2014 zugegeben, dass die Erstellung der Ranglisten bei „Deutschlands Beste“ fehlerhaft gewesen ist. Zur Erinnerung: Das ZDF hatte in zwei getrennten Sendungen am Hauptabend “Deutschlands Beste” präsentiert – zuerst kamen die Herren dran und am zweiten Abend dann die Damen. Alles weitere steht ja auch in dem Link. Einen Tag vorher, am Donnerstag, kam der eigentlich sehr beliebte Polittalk mit Maybrit Illner. Auch hier kann ich nur den Kopf schütteln, auch wenn ich sehr gerne Fußball und eben auch die Weltmeisterschaft schaue. Aber eben nur dann, wenn auch Fußball stattfindet und nicht in Form dieser Runde mit im Grunde immer den gleichen Gesichtern, die man aus den diversen Lanz-Talks schon kennt. Das Ganze war so belanglos und seichter Natur, dass man sich schon fragen musste, was das nun sollte?! Zumal Markus Lanz direkt im Anschluss und auch die Abende zuvor verlässlich auf ebensolche Thematik mit den mittlerweile fast schon überpräsenten Gesichtern setzte. Will sagen: Irgendwann ist auch mal gut mit Fußball und man muss nicht so tun, als würde man den Zuschauer mit wenigstens politisch angehauchten Themen überfordern. Anlässe gab es genug, die Fußball-WM mal beiseite zu schieben und mal mit dem Thema Spionage, Israel oder oder oder….

In ZDFneo lief am Abend ein interessantes emotionales Experiment (“Der Rassist in uns”) und ich weiß nicht, vor was man da Angst hatte beim ZDF – das hätte natürlich ganz normal zur Hauptsendezeit ins “Zweite” gehört statt einem Film und anschließend hätte man das zum Beispiel auch mit Maybrit Illner besprechen können. So geht heutzutage Fernsehen. Den Zuschauer mitnehmen, danach Erfahrungen und Reaktionen aus Publikum und dem Second Screen abholen. Insgesamt hat sich das gebührenfinanzierte ZDF selber schweren Schaden in der Glaubwürdigkeit zugefügt und wird nun mehr oder weniger erfolgreich probieren (müssen), alles aufzuklären. Johannes B. Kerner hatte wohl einfach nur Pech und wusste von nichts, aber wie der ganze Skandal nun gehandhabt wird, muss sich in der nächsten Zeit zeigen – BILD Claus Kleber: „Hier fliegen die Fetzen!“ – manchmal kann ja ein reinigendes Gewitter auch positiv sein, die Spuren die aber ein Unwetter hinterlässt, bleiben noch länger als einem lieb sein kann. Die Medien lügen. Niemals vergessen.

Auf dem TV-Portal Quotenmeter.de ist zu lesen, dass der FDP-Politiker Holger Zastrow stellt sogar die Fernsehgebühren selber infrage – allerdings dürfte das ob der Tatsache, dass viele Politiker selbst in irgendeiner Form dort involviert sind, eher im Sande verlaufen. CDU-Politiker Wolfgang Bosbach ist ja ebenfalls im Ausschuss „Programmbeirat Programmdirektion“  – so einer in Amt und Würden, mahnt an gleicher Stelle das verlorengegangene Vertrauen an und wird aber nicht so weit gehen, die Medienabgabe abzuschaffen. Es gehört einfach mehr Transparenz und jede Menge frisches Blut ins ZDF, damit man nicht immer das Gefühl hat, das ZDF verwaltet in erster Linie sich selbst, danach das Programm und irgendwann hat man auch mal Zeit für Innovation. Musik aus allen Richtungen, Sport, Politik, Wissenssendungen und Reportagen – so etwas gehört ins öffentlich-rechtliche Fernsehen und keine Boulevard-Magazine und sinnentleerte Soap-Operas. Wenn dann dazwischen auch MAL eine Show oder der Lanz am Abend ist, sagt ja keiner etwas. Aber der Versuch, das jetzt vorhandene als den ultimativen Mix zu verkaufen, misslingt bisher kräftig. Einfach ab sofort mehr tun. Gegen die Langeweile und für das Vertrauen.

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