Die Castingshow Rising Star ist nicht etwa an den Leistungen der Kandidaten oder einem unbeliebten Moderator gescheitert, was beides nicht den Tatsachen entsprechen würde, sondern im Grunde ist man dem allgemeinen Irrtum bei RTL unterlegen, dass die Leute immer noch so gerne Castingshow konsumieren wie früher. Dabei hat man sich nur darauf konzentriert der ganzen Show eine neue Farbe zu geben, einen neuen Geschmack oder ein neues Auswahlverfahren mittels des Votings für die Zuschauer. Was man scheinbar nicht dabei bedacht hat, ist die Tatsache der Überdrüssigkeit von solchen Shows oder Sendungen zu dem noch auf RTL.
Kuriose Entscheidungen in der Jury-Besetzung bei DSDS
Dass das Konzept, immer wieder die gleiche Art von Leuten, die etwas Talent zu haben scheinen, einfach nur singen zu lassen und der Rest ergibt sich dann irgendwie von alleine, im Jahr 2014 nicht mehr zwingend zum Erfolg führen wird hätte man unter Umständen absehen können. Wer will schon als Zuschauer ständig den Weg junger Leute auf einer Bühne mit Mikrofon verfolgen. Vielleicht wäre es mal angebracht, das Geld zu investieren für neue Ideen und Konzepte. Schließlich wird auch DSDS irgendwann das gleiche Schicksal ereilen, auch wenn jetzt kuriose Entscheidungen in der Jury-Besetzung das sinkende Schiff noch einmal auf Fahrt halten sollen.
Zuschauer äußerten ihren Unmut in den sozialen Netzwerken
Bei der Premiere von Rising Star auf RTL waren natürlich alle noch ganz euphorisch, aber das änderte sich schnell nach den ersten Sendungen und die Zuschauer äußerten ihren Unmut in den sozialen Netzwerken. So las man auch von Kandidaten, die einen vorgegebenen Song singen sollten, den sie laut eigener Aussage nicht so gut beherrschten. Aber auch andere Dinge wie die immer gleich anmutenden Einspielfilme der Sängerinnen und Sänger sorgten nicht gerade für kurzweiligen Fernsehspaß. Und darum sollte es doch eigentlich gehen in so einer Show, in der Prime Time beim marktführenden Sender RTL. Fällt denen wirklich nichts mehr Neues ein? Immer nur Kandidaten. Immer nur Talente. Immer nur Lieder nachsingen. Gähn…
Worthülsen oder aufgerissenen Augen
Außerdem fehlt jegliches Konzept zur Nachverwertung der entsprechenden Sieger und so tingeln sie durch die Baumärkte oder wen es besser getroffen hat, darf auf der Urlaubsinsel Mallorca vor einer grölenden Masse an der Ballermann-Industrie teilhaben. Davon abgesehen hat mich als Zuschauer auch die Jury mit Sasha, Gentleman, Joe und einer Anastacia mit oder ohne Übersetzung nicht wirklich überzeugt. Dieses Prinzip das vorne einer steht und unten sitzen Leute, die das beurteilen mit immer den gleichen Worthülsen oder aufgerissenen Augen begeistert auch nicht mehr alle Altersklassen und so könnte eines der Ursachen für das Scheitern von Rising Star auch trotz interner Aktivität die mangelnde Nähe zum Publikumsinteresse sein.
Das Pferd wird immer weiter geritten, auch wenn es scheinbar schon tot ist
Es ist doch so: wenn ich als Zuschauer gute Musik im Fernsehen schauen will, dann gucke ich eine richtige Musiksendung. Natürlich üben Castingshow vor allen aber bei den Sendern in erster Linie einen gewissen Reiz aus, der aber rational nicht mehr so in den Köpfen der Zuschauer vorhanden ist. Aber das Pferd wird immer weiter geritten, auch wenn es scheinbar schon tot ist und nur ab und zu ein kleines Zucken zu sehen ist.
In die Länge gezogen mit dem Voting – Werbung – Trailern – Spots
Es muss doch den Machern zu denken geben, dass die Konkurrenz einfach mal einen schönen Film am Donnerstag oder Samstagabend zeigt und damit für viele nicht überraschend sofort und ohne Anlauf gute bis sehr gute Einschaltquoten erzielt. Komischerweise geht das immer weiter zurück und man sieht zwischen der Werbung Menschen, den man auch eigentlich alles Gute wünscht, aber vielleicht nicht immer vor der Kamera. Sondern erst dann, wenn sie fertig sind – dann kann man das auch besser genießen und kann sich eine Musiksendung auch nebenbei anschauen und am Ende zum Beispiel entscheiden, wer von zehn singenden Kandidaten der Beste ist. Aber das wird alles so in die Länge gezogen mit dem Voting und der Werbung und den Trailern und dann noch mal den Zehn-Sekunden-Spots zwischen Werbung und Sendung, das einem dann der große Spannungsmoment durchaus abhandenkommen kann.
Manche Menschen möchten einfach nur für 1 Stunde unterhalten werden
Wenn man diese Musikfetzen zwischen Werbung, Spots, Einspielfilmen, Gewinnspielen, Moderation und Statements der Jury dann also mehr oder weniger als große Unterhaltungsshow präsentiert bekommt, dann fragt man sich schon als Zuschauer was das Ganze soll. Manche Menschen möchten nämlich einfach nur für 1 Stunde oder 2 Stunden unterhalten werden und benötigen dafür keine Jury oder ständige Aufrufe, genau jetzt und hier heute oder irgendeine App. Mache dies, mache das wird einem gesagt, ohne dass man in Ruhe eine Sendung von Anfang bis zum Ende schauen kann es fehlt also die nötige Ruhe um auch mal ein Lied mit all seinen Facetten genießen zu können und dabei zu entspannen.
Der Mensch muss im Fokus stehen
Da nützen auch keine extra großen Scheinwerfer oder im Hintergrund eine Lasershow, sondern der Mensch muss im Fokus stehen ohne permanent das Gefühl zu haben, beobachtet zu werden unter den argwöhnischen Blicken anderer, die selbst auch im Fokus stehen und am nächsten Tag lesen, was über sie geschrieben steht. Die Leichtigkeit aus den ersten Jahren von Casting-Shows ist dem Druck der Quote und dem Größenwahn nach Perfektion schon lange gewichen.
Einschaltquote hat Konkurrenz durch YouTube und Social Media
Alle Stars die bei Rising Star auftreten, sind auch unter Umständen auf Videoportalen im Internet zu finden und daher wählen eben die Konsumenten eher eine Variante, in der sie den Zeitpunkt des Ereignisses selbst bestimmen können und unter Umständen das gleich als Empfehlung bei Facebook oder Twitter weitergeben können. Die Zeiten, in denen die ganze Familie vor dem Fernseher sitzt und sich einer Castingshow anschaut, sind definitiv zu Ende und das hat auch schon ganz andere große Shows getroffen. Hinzu kommen diese übertriebenen Emotionen, um das Produkt besser verkaufen zu können und auch für Gesprächsstoff zu sorgen.
RTL bringt Rising Star noch irgendwie zu Ende
So also bringt RTL Rising Star noch irgendwie zu Ende, wird aber trotzdem etwas angeschlagen in die neue Saison von DSDS von und mit Dieter Bohlen und Heino in der Jury gehen. Das bedeutet, dass der Weg trotz Rückschlägen und Abstrafung weiter gegangen wird mit dem Risiko eines weitergehenden Untergangs und unter Umständen sinkender Umsätze der Werbetreibenden. Das muss RTL ganz alleine entscheiden, ob man weiter am Geschmack des Publikums vorbei sendet oder ob es nicht auch einmal Zeit wäre, die Menschen vor der Mattscheibe mit etwas mehr Bildung und etwas weniger Werbung zu konfrontieren. Dabei sind sicherlich neue Wege der Finanzierung notwendig, aber wer innovativ und modern sein will – dem wird schon etwas einfallen.