Pokerface auf Pro7 ist ein Witz

Es hätte so schön sein können: Megawitzige Videoclips zwingen die Prominenten, an sich zu halten, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich das Lachen zu unterdrücken. Heraus kam eine lieblose Ansammlung von „Pleiten, Pech und Pannen“-Videos, die teilweise auch aus der Mottenkiste alter Video-8 oder VHSC-Filme gekramt wurden. Und darüber soll man dann im Zweifel als Zuschauer auch noch lachen? Im Jahr 2021 ist dieser hilflose, stümperhafte Versuch deutlich nach hinten gegangen und offenbart einmal mehr, welche katastrophalen Vorstellungen über Humor in der Medienbranche vorherrschen. Nicht die Protagonisten wie Lothar Matthäus, Thore Schölermann oder Thorsten Legat sind schuld, die in ihrer Filterblase für ein paar Euro Gage da sitzen und sich die Clips anschauen müssen – sondern diejenigen im Hintergrund. Die solche Ideen durchwinken und stolz als 20:15 Uhr-Format präsentieren. Dabei ist das Original, wenn man es mal so nennen mag, wirklich gut – nämlich bei Joko und Klaas im Spiel „Aushalten“, aber da ist es auch lustig weil es nicht nur olle Filmschnipsel sind. Hier wenden die Gegner alle Mittel an, wenn sich der Vorhang hebt und man selbst erwischt sich ja dann auch, wie man anstatt ernstzubleiben prustend vor dem TV sitzt. Momente, die es bei dem Format „Pokerface“ nicht gibt, auch weil sich die „Show“ lieblos durch die Minuten quält und die Leute da auch noch über die Clips reden, was zusätzlich Schwung aus der zähen Angelegenheit nimmt. Alles in allem gebe ich dem Format Pokerface keine große Zukunft, auch auf Twitter rennen ProSieben die Zuschauer davon und machen aus ihrer Enttäuschung kein Geheimnis.

Wer danach auf Besserung gehofft hatte, der wird mit der asozialen Show „Balls – für Geld mache ich alles“ bestraft, falls man es bis dahin nicht auf den Umschaltknopf geschafft hat. Hier bedient Moderator Christian Düren die unterste Schublade der Unterhaltung, legt da wohl selbst das letzte bisschen eigene Ehre ab und soll Zuschauer in der Show für ein paar Euro zu Dingen überreden, die scheinbar in der Welt von ProSieben als lustig gesehen werden. Anstatt man dieses würdelose Spektakel für immer wegschließt und dafür sorgt, dass es nach 2020 keiner mehr sieht, wird es also 2021 gleich nochmal frisch wiederholt. Ein insgesamt schwarzer Abend für ProSieben und es zeigt einmal mehr auf, was für seltsame Vorstellungen die Fernsehmacher von sogegannter Unterhaltung haben. Armselig.