Am Samstag war der zweite Tag von Promi BigBrother auf SAT.1 und das in die Jahre gekommene ehemalige Zugpferd schleicht sich so durch den Abend. Das neue Konzept mit dem „Alles“ oder „Nichts“ scheint noch nicht so richtig zu greifen und auch das Moderatorenpaar Jochen und Jochen wirken alles andere als eingespielt.
Bei den Gästen im Container kann man durchaus Glück haben, es kann sich aber auch als Nachteil erweisen, dass man überwiegend auf knackige Hintern gesetzt hat und auf einen hübschen Augenaufschlag. Die Sympathien jedenfalls haben gezeigt, dass die anrufenden Zuschauer lieber Willi Herren und einem anderen männlichen Bewohner den Einzug in die Komfortzone des BB-Hauses gönnten. Die Dritt- und Viertplatzierten sollten ursprünglich um den dritten Platz im „Alles“ kämpfen, aber sowohl Sarah Knappik als auch der rüstige „Eis am Stiel“-Schauspieler Zachi Noy hatten gesundheitlich Schwierigkeiten. So waren immerhin durch die für sie kämpfenden ein paar mehr Menschen ins Geschehen eringespannt als ursprünglich geplant. Dass hier der Zufall erst für Regie führen müsste, spricht eigentlich auch schon wieder Bände.
Scheinbar können sich die weiblichen Bewohner nicht so gut in Szene setzen oder werden in den kurzen Schnipseln zu wenig von ihrer positiven Seite gezeigt. Daher sah sich BigBrother-Sat.1 gezwungen, die Challenge schon am zweiten Tag nur auf die Mädels zu beschränken – ohne sie dann aber nach Ankündigung zu zeigen. Vielleicht dann am Sonntag.
Allerdings wurden zwar schon die Autos, die von den Frauen in die Einzelteile zerlegt werden sollten, im jetzt ohne Zuschauer ausgestatteten SAT.1-Studio bereitgestellt, aber aus welchen Gründen auch immer kam es nicht zu dem angekündigten Duell weibliche Körper gegen Auto. Vielleicht hätten Schropp und Wendel weniger zwischen den Szenen labern sollen, dann wäre auch mehr Platz für das Programm gewesen.
Gleiches Problem gab es auch schon zum Auftakt, als die Sendung bewusst oder unbewusst den Rahmen sprengte, es also länger ging als ursprünglich geplant. Auch am Samstag zur Hauptsendezeit ab 22:15 Uhr sollte es bis 23:30 Uhr gehen und es wurde überzogen bis Viertel vor Mitternacht.
Den beiden Moderatoren Jochen Schropp und Jochen Bendel fehlt leider völlig die Spontanität abseits ihrer Kärtchen zum Ablesen. Beide sind nicht lustig, sollen aber wohl so wirken und vielleicht sollten Sie es genau umgekehrt machen – eigentlich soll der Inhalt im PromiBB-Haus das lustige Element darstellen und für Unterhaltung sorgen, Jochen und Jochen sollten da eher nur kurze Stichworte geben und das süffisante Ankündigen der Szenen im Haus lassen. Diese Rolle liegt ihnen nicht, sich zum Beispiel über Botox lustig zu machen, wenn man es selber nutzt.
Promi BB selbst fehlt auch jeglicher Schwung, zum Beispiel könnten die Bewohner statt sich da nun wirklich zu langweilen, ein Theaterstück einstudieren und somit auch mal in andere Rollen schlüpfen bzw. sich mit dem auswendig zu lernenden Text beschäftigen. Das wurde übrigens auch den beiden Moderatoren Schropp und Bendel gut zu Gesicht stehen, mal ein paar gerade Sätze ohne Kärtchen abzulesen in die Kamera zu sagen. Wo also außerhalb des Containers das Zusammenspiel noch nicht klappt, funktioniert es drinnen ebenso wenig. Jeder vegetiert dort vor sich hin, verschwindend wenig wird über die Luxus-Ebene im sogenannten „Alles“ berichtet und insgesamt bleibt die gesamte Staffel trotz der kurzen Zeit mit vielen Bewohnern überwiegend im „Nichts“.
Die gesamte Unbeweglichkeit im Haus kann natürlich auch an den Bewohnern liegen, denn zum Beispiel eine Sarah Kern kenne ich nicht außer vom Namen her. Auch bei dem Ex von Jenny Elvers ist es doch eigentlich so, dass den die normale Bevölkerung vor dem Fernseher nicht kennt. Das muss aber nicht zwingend dazu führen, dass der Unterhaltungswert deswegen niedriger ist. Scheinbar finden sich für dieses Format keine wirklichen Promis und so bedient man sich dem üblichen Pool aus ehemaligen Dschungelcampern wie Sara Knappik oder dem immer drisch aufgefülltem von dem Bachelor auf RTL, die in diesen Formaten zu Hause sind. Mit Willi Herren hat man aber zumindest einen Glücksgriff getan aus Zuschauersicht, weil der mit seinen ganzen Geschichten in seinem kurzen Leben genügend zum Erzählen hat und so gibt er Stoff für gleich vier Kandidaten und emotional ist er noch dazu. Andere halten sich dagegen eher im Hintergrund und müssen ihre Rolle als Promi im BB-Haus von SAT.1 noch finden.
Es bleibt also noch eine Menge zu tun, das gilt nicht nur für die Bewohnerinnen und Bewohner im Promi-Haus, sondern auch für die Moderatoren im Studio. In der nächsten Staffel könnte man vielleicht gleich auf Jochen & Jochen komplett verzichten und nur mit Stimmen aus dem Off arbeiten. Die aktuelle Staffel 2017 lässt auf jeden Fall noch genügend Wünsche offen, zum Beispiel Dialoge mit Tiefgang oder mehr reale Spiele im Haus, bei denen sich die Lebenssituation öfter ändert als nur einmal pro Abend. Da ist die Idee mit den Münzen gar nicht so schlecht, für ein paar dieser Dinger können sich die Promis in einem Automaten Luxusgüter wie Zigaretten oder Süßigkeiten besorgen. Da konnten sich die übrig gebliebenen Männer auch an einem Betonklotz probieren, um darin enthaltene Münzen zum Vorschein zu bringen. Passt auch wieder, dass selbst nach mehreren intensiven Minuten nicht eine einzige in Erscheinung traf. Wen will man da eigentlich motivieren? Sowohl der Zuschauer wendet sich müde ab und auch die Protagonisten dürften nach einer Weile Hackerei am Sinn dieser schweißtreibenden Sache zweifeln. Hat das niemand vorher probiert?
Mehr Dynamik ist überhaupt gar kein Problem, wenn es denn gewollt wäre und würde automatisch für mehr Unterhaltung sorgen. Immerhin hat man nun auf weitere weibliche Kommentierung verzichtet, was sicherlich auch niemand vermissen wird. Fazit: das vorhandene Potenzial aufgrund des Medieninteresses und der Größe des Senders SAT.1 wird viel zu wenig ausgeschöpft und hier gilt es dringend anzusetzen. Oder es eben „laufen“ zu lassen und Gute Nacht zu wünschen.