Rückblick auf TV-Experiment Plötzlich Krieg

Zuerst hatte ich ja meine Bedenken, als ausgerechnet Jochen Schropp als Moderator bei diesem TV-Experiment „Plötzlich Krieg“ auf ZDFneo sein sollte. Aber auch an diese Dinge kann man vorurteilsfrei herangehen und jedem in einer neuen Rolle auch eine neue Chance geben. Doch eigentlich war er mir nur bekannt als ein Mensch, der schon die hier in dieser Dokumentation einer Manipulation von eben genau der anderen Seite mitgemacht hat beim der Show „Himmel oder Hölle“ und „Promi Big Brother“. Vielleicht war oder ist er aber gerade deshalb etwas authentischer, wenn er vor den Kandidaten die Spiele vorstellt und hat durch dieses Experiment auch selbst seine eigenen Lehren daraus gezogen. Er bildet zusammen mit dem Coach Christopher Lesko das Team, welches hinter der Kamera die Dinge lenkt, leitet und die Geschicke der Handlung manipuliert.

Die Testanordnung ist dann auch zunächst so wie man es von einem normalen Reality-TV-Format erwarten würde: zwei Teams bestehend aus sechs Menschen werden zuerst gecastet und dann zusammengewürfelt, jedes Team muss sich intern erst mal finden und dabei wird beobachtet, ob sich schon langsam Hierarchien entwickeln würden oder nicht. Hier ging es aber beim Experiment „Plötzlich Krieg“ im Fernsehen darum, die Teams bewusst so zu manipulieren und dazu zu bringen, aufeinander sauer zu sein, dass sie im finalen Spiel auch aggressiv genug sind. Das soll dann versinnbildlichen, dass man durch äußere Einwirkung auch als friedlicher und sozialer Mensch von Manipulation nicht auszunehmen ist und weiter frei denken sollte. Hier mal der Eindruck vom SPIEGEL.de

Maulwürfe, Manipulationen und Bevorteilungen

Allerdings ist es dafür auch notwendig, dass die Kandidaten sich auch zu 100 Prozent darauf einlassen und aus ihrer Rolle nicht hinausgehen. So war zum Beispiel ein Kandidat, der sich fast schon zu viele Gedanken gemacht hat über das „Warum“ und ob man sich nicht zu sehr aufheizen lässt und dieser drohte dadurch das Experiment „Plötzlich Krieg“ zu kippen. Aus diesem Grunde waren auch in beiden Mannschaften Maulwürfe, die im Auftrag des Experimentleiters unmittelbar auf die Teamkameraden einwirken sollten. So ging es in diesem Falle darum, die zu sehr kritisierende Person zu isolieren und den Fokus wieder auf das gegnerische Team zu lenken und somit die Bedenken zu verwässern und abzulenken. Dies gelang auch und zeigt auf, dass wenn man mit Menschen arbeitet, auch nicht immer alles ganz glatt läuft.

In den ersten beiden Spielen wurde Team Blau bevorzugt, erst wurde die Suche nach dem Frühstück erleichtert und beim zweiten Spiel wurde an der verschiebbaren Wand zum Vorteil von Team Blau manipuliert. So war also keine große Anstrengung vonnöten, um sowohl das blaue Team gewinnen zu lassen als auch Mannschaft Rot zu demotivieren. Bzw. bildeten sich hier schon erste kleine Aggressionen, die sich auf das gegnerische Team projizierten und so nahm das Experiment an Fahrt auf und der Zuschauer konnte hieraus schon lernen, wie man sich durch kleine Stellschrauben schon manipulieren lassen kann und dann nur weitere Tatsachen reichen, um ein bestimmtes Bild beizubehalten oder noch zu verstärken.

Hetzerische Elemente als Würze für ein Gebräu aus Hass und Gewalt

Daher war auch der Zeitpunkt interessant, als beide Mannschaften sich das erste Mal in die Augen schauten beim Spiel „Wasser holen“. Hier kann man das sehr gut auch auf den Sport übertragen, weil man hier dem roten Team angesehen hat, wie die bisherigen gespürten Benachteiligungen zu noch mehr Einsatz führten und der Kampf an Härte zunahm. Aber aufgrund einer guten Teamleistung und eben der größeren Wichtigkeit konnte das rote Team hier wichtige Punkte holen und war am Ende der verdiente Sieger. Bei diesem Spiel wurde das erste Mal nicht manipuliert und von außen gesteuert. Hier reichte es, zu sehen wie sich Dinge verselbstständigen und sich bestimmte Entwicklungen automatisieren. Das Adrenalin tut während des Spiels sein Übriges und wie in einem sportlichen Wettkampf auch pushten die Teilnehmer sich gegenseitig hoch, das ist aber gerade bei Kontaktsportarten sehr wichtig, um die Konzentration extrem hochzuhalten und diente hier aber exemplarisch als Beispiel von Aggressionssteigerung.

Im letzten Spiel brachen dann alle Dämme, die Schiedsrichter hatten Mühe, das Spiel „Mini-Football“ noch unter Kontrolle zu halten. Gerade im letzten Spiel haben sich die verbalen Scharmützel noch einmal vorher verschärft, auch weil dies von außen noch einmal gefördert worden ist durch die gegenseitigen Kampfansagen per Video und das Filmen der Reaktionen des anderen Teams. So hatte man beide Mannschaften auf der für die vehement wichtige Aggressionsskala weit oben und dem Zuschauer konnte recht gut veranschaulicht werden, was Manipulation alles anrichten kann. Manchmal reicht aber auch nicht nur die Manipulation an sich, sondern es werden noch so kleine hetzerische Elemente zur Würze des Ganzen hinzugegeben und so hat man ein Gebräu, welches schnell zu Hass und Gewalt werden kann.

Am Ende wurden beide Teams in einen Raum geführt, man sprach sich in vernünftiger Weise aus und verarbeitete das ganze innerlich und äußerlich. Dabei kam noch mal das Gespräch auf die Gründe der Aggression und warum man sich benachteiligt fühlte, auch wurden beide Teams über die oben genannten Maulwürfe informiert und welche Manipulationen dazu führten, dass das blaue Team bevorzugt war und gewinnen musste. Dies war notwendig, um die notwendige Stimmung zu erzeugen für das Experiment und um aufzuzeigen, welche Auswirkungen dies haben kann.

Fazit und Lehren aus dem TV-Experiment auf ZDFneo „Plötzlich Krieg“

Im Grunde genommen war dies aber auch ein Schlag ins Gesicht gegen die Medien, die einem tagtäglich Dinge im Mund verdrehen oder bei neutralen Informationen nicht in der Lage sind, auch als neutral darzustellen. Vielmehr scheint man dem Zuschauer nicht zuzutrauen, sich ein Urteil über Sachverhalte zu machen und hilft gewollt oder ungewollt durch meinungsbildende Wortakrobatik und Bilder, die in verschiedenster Weise kommentiert werden. Um mal bei einem harmlosen Beispiel zu bleiben, könnte man beim Wetter nicht von schönem Wetter sprechen, sondern es reicht die Temperatur und die Sonnenstunden zu nennen. Daraus könnte der Zuschauer schon selber ganz gut schließen, dass ein Tag mit 25 Grad und neun Sonnenstunden durchaus etwas Positives hätte. Dies muss zum Beispiel aber nicht der Bauer meinen, der sich vielleicht über Regen viel mehr freuen würde und für den dieser Tag kein schöner Tag ist.

Ich fand in jedem Fall die zweiteilige Reality-TV-Doku durchaus interessant und man kann daraus seine Schlüsse ziehen und auch wunderbar darüber diskutieren. Darum bleibt zu hoffen, dass solche TV-Experimente Grundlage für Schulunterricht sind, um über Vorteile und Manipulation zu sprechen. Eigentlich sollte jeder Schüler diese Sendung auf ZDF Neo gesehen haben, in der Mediathek ist sie noch und sollte als Lehrmaterial zur Verfügung gestellt werden sowie andere Elemente, wo es um Aktion und Reaktion von Menschen geht, auch.

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