Nun war es endlich soweit und Olli Dittrich präsentiert uns sein TalkGespräch im allerersten Fernsehen an einem Samstag Abend – meine anfängliche Skepsis gegenüber solcher auch oft nicht gelungenen Persiflagen wurde schnell beseitigt und schon nach ein paar Minuten konnte sich der Zuschauer den ganzen üblichen Floskeln bzw. üblichen Talkshow-Abläufen hingeben. In liebevoller Detailtreue schafft es Olli Dittrich sich in die einzelnen Gäste der Rederunde hineinzuversetzen, schließlich wird jeder Gast von ihm persönlich gespielt und mittels einer speziellen Technik als einheitliche Talkshow ausgestrahlt.
In humorvoller Weise versteht “das TalkGespräch”, die immergleichen Typen darzustellen, die gefühlt nur deshalb da sind, weil sie entweder ein Buch geschrieben oder einen Film gedreht oder etwas anderes zu verkaufen haben. Was normalerweise den Zuschauer längst langweilt und die TV-Stationen noch nicht gemerkt haben, wird einem hier beispielhaft vor Augen geführt und macht aus den Gästen der etablierten Talkshows sowie einigen Personen, deren Name die Talkshow trägt, Realsatire.
Es zeigt, wie lächerlich deutsches Fernsehen manchmal daherkommt und wie einfach gestrickt die Menschen, die sich so etwas Woche für Woche schönreden, sein müssen. Längst hat jeder Gast seine Standardsätze, der Moderator seine Standardfragen und so treffen sich zwei parallele Welten, um Belanglosigkeiten ersten Grades auszutauschen – was aber wiederum kaum jemand so richtig auffällt. Weil sowohl die übrigen Gäste als auch die angeblichen Millionen von Zuschauern am Fernseher überhaupt nicht richtig hinhören. Denn ab einer gewissen Frequenz oder Rededauer schaltet das Gehirn sozusagen als Schutzfunktion auf Durchzug und man nimmt nur noch am Rande war, dass da jemand etwas zu sagen hat, ohne wirklich Worte hierfür zu finden. Hier geht es zur Sendung @ YouTube Wie wertvoll könnte man diese Zeit nutzen, um den Zuschauern etwas sinnvolles zu zeigen, damit ist jetzt nicht Olli Dittrich mit seinem Talkgespräch gemeint, sondern natürlich die dort satirisch gezeigten Sendungen. Denn selten nimmt man wirklich etwas Positives mit oder lernt etwas aus diesen Diskussionen, im politischen Bereich ist es sogar noch viel schlimmer von den handelnden Personen, wie sie miteinander reden und nie wirklich zielführend wenigstens den Eindruck erwecken, hier im Dialog ein Problem lösen zu können. Viel zu fest strukturiert sind die Vorgaben und parteipolitisch darf man sich da keine Ausreißer erlauben.
Die sogenannten Gäste bei Olli Dittrich zeigen den üblichen Querschnitt aus den Laberköpfen, die uns da täglich präsentiert werden und manche sind sogar nur dadurch “prominent”, weil sie ständig in Talk-Shows herumlungern. Irre. So wie es auch Kandidaten einiger Casting-Shows gibt, die man nur durch schon andere Casting-Shows kennt und dadurch in irgendeiner Form prädestiniert dafür zu sein scheinen, in einer Talk-Show zu sitzen und über irgend etwas zu reden. Hauptsache man ist im Fernsehen. Bei Markus Lanz. Diese Beliebigkeit aber macht das Ganze eben so gefährlich, weil das Fernsehen mittlerweile im Jahr 2014 oder 2015 komplett überbewertet wird und die handelnden Personen nicht mehr so wichtig sind wie noch in den Zeiten, wo es noch kein Internet gab oder wo man sich nicht Informationen auf anderen Wegen her holen konnte. Jetzt ist die Rolle des Fernsehens fast schon dazu verkommen, irgend eine Message loszuwerden oder eben wie im Beispiel der Satire, etwas zu verkaufen oder anzubieten. Auch andere Shows haben damit zu kämpfen wie zuletzt “Wetten dass” oder aktuell eigentlich auch sehr oft die “TV Total Show” mit Stefan Raab, bei der im zweiten Teil nach der Werbung oft Gäste kommen mit einer DVD oder einem Buch, welches in die Kamera gehalten werden kann. Schaut man diese ganzen Sendungen gerne und dazu noch Frühstücksfernsehen, so wird man mit der Zeit komplett irre. Manche Gäste durchlaufen den gesamten Marathon und es kommt vor, dass man eine Person, die gerade eine neue Serie im Fernsehen startet oder einen Film, 5-6 mal innerhalb einer Woche in lauter verschiedenen Sendungen sieht mit immer dem gleichen Inhalt, der abgesondert wird. Danach hat man schon wenig Lust, dies alles noch einmal in einer die Person betreffenden Sendung zu sehen. Bei den immergleichen Gästen schaltet nicht nur das Gehirn irgendwann ab, sondern auch der Knopf an der Fernbedienung entscheidet immer mehr und will ausgedrückt werden. Die Aufgabe oder die Lehre aus Olli Dietrichs TalkGespräch ist, diese Runden interessanter zu machen und die prominenten nicht noch prominenter. Akzente können gesetzt werden durch neue Menschen, die zum Beispiel komplett unbekannt sind aus der bürgerlichen Schicht und trotzdem etwas Besonderes geleistet haben. Leute die eine kleine Firma haben oder einen Verein für gemeinnützige Zwecke, diese könnten dann über ihre Vorstellungen und Ziele im Rahmen solch einer Sendung sprechen. Das darf keine Ausnahme sein, sondern sollte die Regel sein, dass innerhalb einer Talkshow auch eine Art Instanz aus den Reihen der Zuschauer sitzt. Das könnte das Einerlei der Gäste und der abgesonderten Gesprächsfetzen interessanter machen und würde der einen oder anderen Talkshow etwas mehr Würze verleihen. Mit zunehmender Dauer und Häufigkeit solcher Sendungen flacht eben doch irgendwann das Niveau ab und man spult sein übliches Programm an Fragen und Antworten herunter. Wenn das die handelnden Personen aus Olli Dietrichs Satire gelernt haben – dann wäre schon ein erster großer Schritt getan. So bleiben aber die Talkshows, wie sie wirklich stattfinden ihre eigene Karikatur.
Immer nur Bosbach reicht auch nicht
Bei gefühlt jeder zweiten Diskussionsrunde im Fernsehen, wo es um innenpolitisch relevante Themen geht, findet sich Wolfgang Bosbach wieder. Natürlich ist das auch Teil seiner Aufgabe als Politiker in diesem Ressort, aber man hat das Gefühl einer zu großen Personifizierung in diesem Bereich. Es müsste doch eigentlich bei der CDU viel mehr solcher Menschen wie Bosbach geben, die für eine konservative Meinung stehen. Aber die politische Landschaft hat sich sehr Richtung Mitte-links bewegt, sodass alles was als Alternative geboten wird, automatisch als etwas Negatives gesehen wird. So muss immer Wolfgang Bosbach herhalten, um einer immer noch vorhandenen bürgerlichen Mitte bei den Zuschauern eine Stimme zu geben. Allerdings bleibt zu bemerken, dass eine gewisse Sättigung bei der Präsenz erreicht wurde. Egal ob bei Günther Jauch, Maybritt Illner oder anderen Talk-Shows – der unvermeidbare Wolfgang Bosbach nimmt schon seinen Stammplatz in den Sesseln der ihm bekannten Studios ein. Nicht umsonst war er jahrelang und regelmäßig auf den vordersten Plätzen in der Häufigkeit, wie oft jemand an politischen Fernsehdiskussionen teilnahm. Entweder ist er also einer der wenigen, die überhaupt ihrer Meinung in dieser Form im TV bekunden wollen oder aber man hat sich als Zuschauer schon so auf ihn Focus ziert, dass man Sendungen ohne ihn gar nicht mehr in dieser Form wahrnimmt. Hinzu kommen ja auch noch die Pseudo-Politik-Shows, die auch leicht am Boulevard Schrammen wie Markus Lanz oder anderen, in denen er auch präsent ist. Manchmal macht man sich Sorgen, ob nicht seiner Arbeit darunter leiden würde oder warum die von ihm kritisierten Umstände so sind, wie sie sind – die er ja oft nicht zu Unrecht Sach-und fachgerecht schildert als verantwortlicher. Jedenfalls sind er und noch ein paar andere, wie zum Beispiel Ralf Stegner oder Wolfgang Kubicki als festes Inventar regelmäßig wiederkehrender Talkshows zu bezeichnen. Aus der Erinnerung heraus war auch der zurückgetretene Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky sehr oft in den rede-Duellen vertreten wie auch die Sahra Wagenknecht von den Linken.